Die Handballer vom ATSV Habenhausen und HC Bremen beschließen eine Kooperation

Ralf Fricke

Matthias Ruckh

Bremen. Viele Jahre haben der ATSV Habenhausen und der HC Bremen ihre Konkurrenz gepflegt. Damit soll Schluss sein. Die Verantwortlichen der besten Bremer Vereine im Männer-Handball wollen im Jugend- und Erwachsenen-Bereich ihre Kräfte bündeln und sich nicht länger auf dem Weg nach oben behindern. „Wir haben eine gemeinsame Zielsetzung, wir wollen den maximal starken Handball in Bremen“, sagt ATSV-Herrentrainer Matthias Ruckh, der mit seinem Team vor dem Wiederaufstieg in die 3. Liga steht. „Uns ist ebenfalls das Signal wichtig, dass die beiden Vereine wieder miteinander reden“, sagt der HC-Vorsitzende Ralf Fricke, dem auch als Präsident des Bremer Handball-Verbands (BHV) die vereinbarte Kooperation nur recht sein kann.

Der HC Bremen hat sich vor allem mit seiner männlichen A-Jugend einen bundesweit bekannten Namen gemacht. Seit Einführung der Bundesliga zur Saison 2011/12 war der HC mit Ausnahme einer Spielzeit in dieser Altersklasse vertreten und mischte gegen den Nachwuchs vieler großer deutscher Klubs ordentlich mit. Ralf Fricke war viele Jahre beim ATSV Habenhausen aktiv, auch in führenden Positionen. Er weiß, wie schwierig das Verhältnis zwischen den Klubs war, die trotz der räumlichen Nähe zueinander viel mehr trennte als nur die „Erdbeerbrücke“ zwischen Osterdeich und Habenhausen. Trotz der Rivalität wechselten immer wieder der HC-A-Jugend entwachsene Talente zum Verein auf der anderen Flussseite.

Manches Mal jedoch verließen gute junge Spieler die Stadt, weil sie hier keine sportliche Perspektive für sich sahen. Das soll, so die Überlegungen in beiden Klubs, künftig anders werden. Matthias Ruckh und Tim Schulenberg, der sich als Lehrer an der Sportbetonten Schule Ronzelenstraße, BHV-Landestrainer und Coach der HC-A-Jugend seit Langem um den Bremer Leistungsnachwuchs kümmert, hatten lange schon den Wunsch, ATSV und HC Bremen miteinander zu verzahnen. „Wir wollten die alten Zöpfe endlich abschneiden“, sagt Matthias Ruckh. Er ist nun, ebenso wie Ralf Fricke und ATSV-Abteilungsleiter Oliver Behn, froh über die Annäherung.

Obwohl der ATSV Habenhausen in der Oberliga beim TvdH Oldenburg kürzlich seine zweite Niederlage kassierte, steht er fünf Spieltage vor dem Saisonende mit zwei Punkten Vorsprung und dem gewonnenen direkten Vergleich gegen die beiden ernsthaften Verfolger TV Cloppenburg und TvdH Oldenburg vor der Rückkehr in die 3. Liga. Der HC Bremen wird mit der A-Jugend künftig in der neu gegründeten 2. Bundesliga auflaufen, sodass HC und ATSV gemeinsam jungen Handballern eine gute Perspektive bieten könnten. Die vielversprechenden sportlichen Möglichkeiten könnten sogar noch besser werden, wenn sich einer oder sogar beide Klubs für die neue B-Jugend-Bundesliga qualifizieren sollten. Dafür gibt es ab dem zweiten Mai-Wochenende insgesamt drei Aufstiegschancen.

Bestandteil der Kooperation wird auch eine Verzahnung im Männer-Bereich sein. Aktuell spielen beide Vereine noch in der Oberliga Nordsee, doch für den HC Bremen werde es, so Ralf Fricke, wegen seines Schwerpunkts auf den Jugend-Bereich immer schwieriger, Sponsoren auch für die Männer zu finden. So wäre das Aufrücken in die neue Regionalliga, für die der ATSV Habenhausen bereits qualifiziert ist, für den HC kein Ziel gewesen.

Als aktueller Tabellenzehnter kommt der HC für die neue Liga jedoch schon seit Langem sportlich nicht mehr infrage. Für die Oberliga wird er aber auch für 2024/25 melden, weil er dann als eine Art Unterbau für den ATSV auflaufen wird. Soll heißen: Talente des HC und des ATSV, die noch nicht stark genug für Regionalliga oder 3. Liga sind, sollen in der HC-Oberliga-Mannschaft die nötige Zeit für ihre sportliche Entwicklung bekommen. Sie könnten mit einem Zweitspielrecht aber auch schon Teil des ATSV-Teams werden.

Eigentlich hatten sich die Verantwortlichen auf beiden Seiten erhofft, die besten Spieler der zweiten Männer-Mannschaft des ATSV fürs HC-Team zu gewinnen. Doch dafür fehlte in der aktuellen Habenhauser Verbandsliga-Vertretung offensichtlich die Bereitschaft. „Es wäre schön gewesen, wenn wir die Kooperation unserer zweiten Mannschaft mit dem HC hinbekommen hätten“, sagt Abteilungsleiter Oliver Behn, „aber auch so ist die Annäherung beider Vereine erst einmal ein guter Schritt.“

Für den Nachwuchs-Bereich bedeutet die Kooperation konkret, dass die besten A-Jugendlichen aus beiden Vereinen künftig für den HC Bremen in der 2. Bundesliga auflaufen werden. Wer den Sprung in die Bundesliga noch nicht schafft, soll für den ATSV Habenhausen auflaufen – idealerweise in der Regionalliga, für die sich der Klub demnächst qualifizieren möchte. Der ältere B-Jugend-Jahrgang soll für den HC, der jüngere B-Jugend-Jahrgang für den ATSV spielen. Einigkeit haben die Vereine auch über die Besetzung der Trainerposten erzielt.

ZUR SACHE

Erste Neuverpflichtungen

Personell hat sich beim ATSV Habenhausen für die neue Saison bereits einiges getan. Als jüngste Verpflichtung vermeldete der Tabellenführer der Handball-Oberliga Nordsee den 1,95 Meter großen, abwehrstarken Kreisläufer Niklas Mühlenbruch vom Tabellenführer der 3. Liga Nord/Ost, dem MTV Braunschweig. Zuvor hatten als Neuzugänge bereits die Rückraumspieler Paul Bonnet und Philip Holst sowie Kreisläufer Piet Ellendt festgestanden, die alle vom HC Bremen kommen. Zudem hat die ATSV-Klubführung die Verträge mit den jetzigen Leistungsträgern Antonio Berdar (Tor), Leon Grieme (Kreisläufer), Fynn Schluroff (Rückraum) und Björn Wähmann (langjähriger Mannschaftskapitän) verlängert.

Geschrieben von Jörg Niemeyer und am 03.04.2024 im Weser-Kurier veröffentlicht.

Fotos: Nils Conrad, Christina Kuhaupt