Überraschungssieg für ATSV Habenhausen III im Lokalderby gegen SV Grambke-Oslebshausen. Ein hauchdünner 30:29-Erfolg sorgt für Jubel und Party-Stimmung. Doch der Sieg hat auch Konsequenzen.

Die Landesliga-Handballer des ATSV Habenhausen III drückten nach dem Abpfiff des Lokalderbys gegen den SV Grambke-Oslebshausen noch einmal auf die Tube. Das Team von ATSV-Trainer Holger Bellersen versammelte sich unter der Anzeigetafel, die einen hauchdünnen 30:29-Erfolg zu ihren Gunsten auswies, jubelte und schickte das Bild mit dem Titel „Party-Crasher“ durch die sozialen Medien.

Party-Crasher? Der Überraschungssieg im Wohnzimmer der Gelb-Blauen war wohl eher der Party-Turbo für die „Blau-Weiße Nacht“. Denn nach einem kurzen Tausch der Sportkleidung in schmuckes Outfit ging es für die meisten Spieler der Habenhauser Drittvertretung weiter zur Vereinsfeier, bei der für Holger Bellersen zugleich Zahltag war. „Ich hatte meiner Mannschaft versprochen, einen springen zu lassen, wenn sie gewinnt“, verriet er und war glücklich.

 

Was man von seinem Gegenüber Gerd Anton so gar nicht behaupten konnte. Ausgerechnet am Tag der Fans der SVGO-Handballabteilung enttäuschte seine Mannschaft auf der ganzen Linie. Am Zielwasser hatte sie vor dem Stadtderby bestenfalls genippt. „Wir haben im ganzen Spiel zwölf bis 15 gute Torchancen nicht genutzt“, überschlug Anton. Das war aber noch nicht alles: Allein im zweiten Durchgang registrierte er bei den Hausherren im Gegenstoß sechs zusätzliche Fehlpässe, die dem Ligarivalen den sofortigen Gegenangriff ermöglichten.

Unser heutiges Ergebnis ist extrem ärgerlich.
SVGO-Trainer Gerd Anton

Der Fehltritt des SVGO kam jedoch nicht aus heiterem Himmel, vielmehr deutete sich der Knick in seiner Leistungskurve schon in den vorangegangenen beiden Partien gegen Findorff und Edewecht an, die jedoch beide gewonnen wurden. „Da wir bis dahin zum Teil überragend gespielt haben, ist unser heutiges Ergebnis extrem ärgerlich“, fand Gerd Anton. Schwacher Trost: Seine Mannschaft bleibt nach der ersten Saisonniederlage mit 15:3 Punkten weiter Ligaprimus, nur ist der Vorsprung auf die Verfolger halt geschrumpft.

Dafür verantwortlich war insbesondere der Habenhauser Regionalliga-A-Jugendliche Julian Behnke, der dem SVGO 13 Tore einschenkte. Darunter befand sich sein direkt ausgeführter Freiwurf zur 13:10-Halbzeitführung und der erfolgreiche Unterarmwurf, der wieder mit der Schlusssirene zur endgültigen Spaßbremse der Gelb-Blauen wurde. „Wir hatten Glück, dass das Verbandsligaspiel unserer zweiten Mannschaft ausgefallen war, in dem Julian sonst gespielt hätte. Er hatte einen überragenden Tag“, lobte Bellersen.

Ich bin mit der Entwicklung einverstanden.
ATSV-Trainer Holger Bellersen

Der Coach des Aufsteigers dürfte auf der ATSV-Bank mittlerweile Nerven wie Drahtseile benommen haben, da seine Mannschaft offenbar gerne knappe Ergebnisse mag. Der 30:29-Erfolg gegen den TV Schiffdorf II war so eines, zehn Sekunden vor Schluss gerettet durch Nikolai Voigt. Es geht aber noch einen Tick dramatischer, denn die Treffer zum 26:26 gegen den TV Oyten II und das 28:28 gegen den Hagener SV fielen jeweils in der Schlusssekunde – mal gegen und mal zugunsten der Weiß-Blauen.

Bellersen, der die ATSV-Drittvertretung vor der Corona-Pandemie übernommen und stetig weiterentwickelt hat, nimmt mit seinem Team in der Tabelle mit 8:10 Punkten zurzeit den achten Platz ein. “Ich bin mit dem Kontostand und der Entwicklung einverstanden“, bilanzierte er. Ausruhen darf sich sein Team auf den Bonussieg jedoch nicht, da nur zwei Plätze hinter dem die Abstiegszone beginnt. Die Spielklasse soll nach der Ligenreform nun auch noch einmal auf zwölf Teams reduziert werden, weshalb mindestens fünf Teams Liga verlassen müssen. „Alle Mannschaften sind dicht beieinander, das erhöht den Druck“, betonte der ATSV-Coach, dass der Fokus nach dem Bonussieg geschärft bleiben müsse.

Geschieben von Olaf Kowalzik und am 14.11.2024 im Weser Kurier veröffentlicht

Foto: Nils Conrad