Nach der Trennung von Trainer Matthias Ruckh steht der Bremer Handball-Drittligist ATSV Habenhausen vor einer ungewissen Zukunft. Der Verein verlor erneut und bleibt Letzter. Ein neuer Trainer wird gesucht.
Der Bremer Handball-Drittligist ATSV Habenhausen erlebt turbulente Tage – und nach Lage der Dinge könnte die Situation noch längere Zeit angespannt bleiben: Am Wochenende verlor die Mannschaft das nächste Spiel, diesmal daheim im Derby gegen Wilhelmshaven. Mit dieser 20:27-Niederlage bleibt der ATSV in der 3. Liga abgeschlagen auf dem letzten Platz. Es war die dritte Niederlage im dritten Spiel seit der Trennung vom langjährigen Trainer Matthias Ruckh Anfang November. Ruckh galt in den vergangenen sieben Jahren als Herz und Motor des Handball-Erfolges in Habenhausen, unter anderem wegen des Titelgewinns im Deutschen Amateurpokal und wegen zweier Aufstiege in die 3. Liga.
Während der Kampf um den Klassenerhalt immer schwieriger wird, haben der Verein und seine Handballabteilung bis heute keinen Grund für die Trennung von Ruckh nennen können. Zunächst wurde bewusst der Eindruck erweckt, es handele sich nur um eine vorübergehende Beurlaubung – doch stattdessen ist die Zusammenarbeit zwischen Verein und Trainer nun endgültig beendet worden. Laut ATSV-Angaben war dies „keine spontane Reaktion auf die sportliche Situation“ – also kein Rauswurf wegen des Abrutschens ans Tabellenende.
Der WESER-KURIER hatte bereits über Unstimmigkeiten zwischen Teilen der Mannschaft und dem langjährigen Trainer berichtet. Darauf geht der Verein in einer sehr langen, aber nicht sehr aussagekräftigen Mitteilung nicht weiter ein. Stattdessen heißt es allgemein: „Die Entwicklung der vergangenen Wochen haben uns veranlasst, grundlegende strukturelle Überlegungen anzustellen.“ Es gehe um eine Neuausrichtung im Leistungsbereich der Handballabteilung. Dass Ruckh kein Teil dieser Zukunft sein soll, das habe die Geschäftsführung der Habenhauser Sportmarketing (HSM) um Thomas Hasselmann und Sebastian Heller sowie der Handballvorstand des ATSV Habenhausen nach intensiven Gesprächen gemeinsam entschieden, heißt es in der Mitteilung des Klubs. Und weiter: „Wir, als ATSV Habenhausen, sind Matthias außerordentlich dankbar für sein Wirken in den vergangenen sieben Jahren.“
Unklar ist, wer außer Ruckh nicht mehr dabei ist, wenn der ATSV Habenhausen „durch die getroffenen strukturellen Maßnahmen und die strategische Neuausrichtung“ in den kommenden Jahren neue sportliche Erfolge feiern und den Herrenbereich insgesamt weiter stärken möchte. Die Stammkräfte Luc Schluroff und Torwart Antonio Berdar hatten intern signalisiert, künftig einen anderen Weg gehen zu wollen. Der Verein legt Wert darauf, dass beide Spieler „nicht suspendiert“ seien. Aber: Seit ihrer Nicht-Suspendierung haben beide keine Minute mehr gespielt. Auch nicht bei der Niederlage gegen Wilhelmshaven.
Immerhin wirkte ein neuer Torhüter mit: Azeez Oyewusi, bekannt vom TV Fischbek. Er zeigte, dass er weiterhelfen kann. Auch ATSV-Legende Jannik Wessels hilft wiederholt aus, obwohl er inzwischen zur zweiten Mannschaft gehört. Ein neuer Torwart trainierte schon vor vier Wochen mit und sollte gegen Minden im November auch bereits spielen, doch dieser drittligaerfahrene Schlussmann sagte nach WK-Informationen wegen des Trainerbebens in Habenhausen direkt wieder ab und machte kein Spiel. Jetzt wurde die Lücke durch Oyewusi gefüllt.
Derweil läuft die Suche nach einem neuen Cheftrainer. Seit dem Ruckh-Aus trainiert Kreisläufer Niklas Mühlenbruch seit Wochen die Mannschaft, unterstützt wird er von Sascha Kunze aus der 2. Herren des ATSV. Das Problem bei der Trainersuche besteht darin, jemanden zu finden, der unter diesen Gesamtumständen den Tabellenletzten übernehmen möchte und der obendrein so gut ist, dass er die Mannschaft in der Rückrunde vielleicht doch noch zum Klassenerhalt führen kann.
Unterdessen hat sich Ruckh am Wochenende mit einem emotionalen Text für die „außergewöhnliche Reise“ mit dem ATSV Habenhausen bedankt. Gemeinsam habe man „Dinge erreicht, die wir uns in unseren mutigsten Momenten kaum hätten erträumen können“. Ruck schrieb: „Ich gehe mit einem Gefühl zwischen Wehmut und Zufriedenheit: Wehmut darüber, dass diese Zeit endet, und Zufriedenheit darüber, was wir gemeinsam erreicht haben. Diese Jahre haben mich geprägt, mich als Mensch und Trainer wachsen lassen – und sie werden immer ein Teil von mir bleiben.“
Neben Dankesworten für seine Weggefährten, die Mitarbeiter und Unterstützer findet sich auch diese Passage in Ruckhs Stellungnahme zu seinem Aus in Habenhausen: „Für diese Saison war unser Ziel, die unglaubliche Energie aus dem Vorjahr mitzunehmen. Doch manchmal merkt man, dass nicht alle bereit sind, den Weg konsequent weiterzugehen und wirklich Verantwortung in aller Konsequenz zu übernehmen. Das gehört zur Wahrheit – und trotzdem überwiegt bei mir der Stolz auf das, was wir zusammen geschaffen haben.“
Vor Weihnachten stehen noch zwei Spiele an. Danach wird die Tabelle zeigen, ob der ATSV noch realistische Chancen auf den Verbleib in der 3. Liga hat.
ATSV Habenhausen: Wessels, Oyewusi – Wennink (2), Bonnet (1), Ellendt, Grieme (2), Holst (2), Skwarczynski (2), F. Schluroff (1), Millahn (1), Feller, Pogorzalski, Horstmann (3/3), Hoff (6), Beckmann
Quelle: 30.11.2025 Weser-Kurier




