Handball-Oberliga der Frauen: Favorit bezwingt Schlusslicht Werder Bremen II mit 27:16
Bremen. Die kleine Holzbank in der Hinni-Schwenker-Halle am Bunnsackerweg war einfach nur zu bemitleiden, der geneigte Betrachter hatte den Eindruck, der Trainer der Oberliga-Handballerinnen des ATSV Habenhausen würde am liebsten reinbeissen. Ingo Renken war regelrecht aufgebracht und fassungslos über das fehlerhafte Spiel seiner Mannschaft. „Ihr müsst euch mehr bewegen“, forderte er lautstark von seinen Spielerinnen, die sich im Heimspiel gegen Schlusslicht SV Werder Bremen II unerwartet schwer taten. „Wir haben uns heute viel zu viele Fehler geleistet und unser Passspiel war ganz schlecht“, bilanzierte Renken nach dem letztlich dennoch deutlichen 27:16 (15:6)-Erfolg.
Auf der anderen Seite zeigte sich Werder-Trainerin Renee Verschuren zwar „einverstanden mit dem Kampfgeist und der Moral“ ihrer Spielerinnen – machte gleichzeitig allerdings auch einen wichtigen Fakt deutlich: „wir brauchen jetzt einmal so langsam Punkte“, sagte sie mit Blick auf die missliche Situation in der Tabelle. Mit lediglich zwei Punkten aus bislang neun Partien steht die Zweitliga-Reserve der Grün-Weißen fast schon abgeschlagen am Tabellenende.
Werder lässt Chancen liegen
Dabei präsentierten sich die Gäste um ihre beste Werferin Clara Schmiemann (fünf Tore) über weite Strecken überhaupt nicht wie ein potenzieller Abstiegskandidat. Mutig und mit Zug zum gegnerischen Tor raubten sie den Gastgeberinnen mehrfach die Nerven, nutzten ihre vielen Möglichkeiten allerdings nur zu selten. „Wir haben unglaublich viele freie Chancen liegen gelassen“, haderte Renee Verschuren mit der Effektivität vor dem ATSV-Gehäuse.
Dort standen zunächst mit der überragend aufgelegten Lina Zumpe oder später mit der ebenfalls guten Christina Ninaber entweder zwei starke Torfrauen im Weg oder der Ball landete an Latte und Pfosten. Auf der Gegenseite war die Trefferquote deutlich höher, weshalb die Gastgeberinnen um Top-Torjägerin Katrin Friedrichs (12/4) auch mit einem vermeintlich komfortablen Vorsprung in die Kabine gingen.
Doch mit Beginn der zweiten 30 Minuten kamen die Gäste wie der so häufig zitierte Phönix aus der Asche zurück auf die Platte. Gegen die offensive und bissige Deckung fanden die Habenhauserinnen nur wenige Lösungen und sorgten dadurch wiederholt für Wutausbrüche ihres Trainers. Mit einem furiosen 5:0-Lauf verkürzte Werder den Rückstand und kam schließlich sogar auf drei Tore heran (15:18/50. Minute). „Dann haben wir leider den Faden verloren“, resümierte Renee Verschuren, die angesichts der dünnen Personaldecke selbst wieder mitspielen musste und den ersten Treffer für ihr Team nach einem fulminanten 8:0-Lauf (26:15/59.) des ATSV erzielte. Allerdings wollte die Werder-Trainerin die letztlich dann doch deutliche Niederlage nicht an mangelnder Konzentration oder zu wenigen Spielerinnen festmachen, „Uns fehlte in vielen Situationen einfach die Cleverness“, führte Verschuren aus, „gegen eine Mannschaft mit so vielen erfahrenen Spielerinnen musst du deren Fehler konsequenter nutzen und vor allen Dingen Tore machen.“
Wie das geht, zeigten die Gastgeberinnen, allerdings war den Spielerinnen die Erleichterung über den hart erkämpften Erfolg nach der Schlusssirene auch deutlich anzusehen. Zwar jubelten sie und ließen sich auch von ihren Fans feiern, gleichzeitig fielen sie sich gegenseitig aber auch erschöpft und abgekämpft in die Arme. „Das wäre eine ziemlich schlechte Stimmung auf unserer blau-weißen Nacht geworden“, zeigte sich der ATSV-Trainer einigermaßen zufrieden. Und die kleine Holzbank dürfte ziemlich erleichtert gewesen sein, dass dieses Spiel nun vorüber war und sie keinen nennenswerten Schaden davon getragen hatte.
ATSV Habenhausen : Ninaber, Zumpe; Galletti, Petersen, Sünkenberg, Gasiorek (1), Rathmann (1), Stegemann (1), Warfelmann (1), Hanenkamp (2), Schneider (2), Brandt (3), Burwinkel (4), Friedrichs (12/4).
SV Werder Bremen II : Hinrichs, Schikorra; Behrens, Hübner, Klintworth, Lüdersen, Miguel, Jarocki (1), Verschuren (1), Steinhoff (4), Otto (5/2), Schmiemann (5).
Bericht aus dem Stadtteil-Kurier Links der Weser
Veröffentlicht am 14.11.2022 Geschrieben von Christian Markwort