Die Corona-Reise des ATSV Habenhausen

Seit Montag steht fest: Ein vor dem abgesetzten Spiel in Ahlen positiv getesteter Bremer Spieler ist tatsächlich erkrankt. Die Vorfälle des Wochenendes ziehen beim ATSV nun nachhaltige Veränderungen nach sich.

Wer glaubt, dass er nach fast zwei Jahren der Pandemie zumindest kurzfristig vor Überraschungen wegen Corona gefeit sei, der irrt. Die Drittliga-Handballer des ATSV Habenhausen setzen sich tagtäglich mit den Bedingungen auseinander, unter denen sie trainieren und spielen dürfen – und trotzdem reisten sie am vergangenen Sonnabend nach Ahlen, um in Sachen Handball unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu fahren. Dass der Tag für die Bremer damit ereignislos war, lässt sich nicht sagen. Und der Tag wird, das steht seit Montag fest, nachhaltige Folgen bei ihnen haben.

Seit Mittwoch beschäftigte das Thema Spielen oder Spielabsage die Ahlener SG und den ATSV. An jenem Tag riefen die SG-Verantwortlichen in Bremen an, um über gleich vier positive Corona-Fälle in ihrem Team zu informieren. „Die Ahlener haben uns gefragt, ob wir trotzdem bei ihnen antreten möchten – sie würden es auch wollen“, sagte ATSV-Trainer Matthias Ruckh am Montag. Angesichts der Schwierigkeit für alle Beteiligte, unter der Woche einen Alternativtermin zu finden, wollten die Bremer spielen. Zur Vorsicht hatte die komplette Mannschaft, obwohl laut Trainer alle doppelt geimpft und geboostert sind, am Freitag noch Corona-Tests gemacht – einige, weil sie es schon von Berufs wegen mussten, einige privat zu Hause. Ergebnis, so Matthias Ruckh: „Alle negativ.“

Am Sonnabend, so schilderte es Matthias Ruckh, riefen die Ahlener erneut in Bremen an. Sie hätten inzwischen einen fünften Verdachtsfall – erst bei sechs Erkrankten ist eine einseitige Spielabsage möglich – und baten den ATSV-Tross, sich tagesaktuell noch einmal testen zu lassen. Das sei, so Ruckh, aus logistischen Gründen in Bremen nicht mehr zu bewerkstelligen gewesen. Deshalb versprachen die Bremer, vor Ort in Ahlen ein Testzentrum in der Nähe der Spielhalle aufzusuchen. Gegen 16 Uhr, also zweieinhalb Stunden vor dem geplanten Anpfiff, traf der ATSV-Bus in Ahlen ein. Umgehend stand der Test an, und um 16.42 Uhr hatte Matthias Ruckh per Mail sein Ergebnis bekommen: negativ. Zwei seiner Spieler erhielten jedoch ein positives Ergebnis. Und damit nahm der Nachmittag so richtig Fahrt auf.

Ein zweiter Test im Zentrum sei dem ATSV-Duo nicht gewährt worden, da die Stadt Ahlen inzwischen schon über das ATSV-Ergebnis informiert worden sei, wie Ruckh von Seiten der Tester erfuhr. Stattdessen wurde den beiden Positiv-Getesteten ein PCR-Test angeboten. Die Ergebnisse trudelten am Montagnachmittag bei den Betroffenen ein – einmal negativ und einmal positiv. Weil das am Sonnabend noch niemand wissen konnte, schlossen sich Vertreter beider Vereine mit dem Spielleiter der 3. Liga kurz, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. „Ich konnte aus 100 Kilometern Entfernung keine Entscheidung fällen“, sagte Andreas Tiemann am Montag auf Nachfrage des WESER-KURIER. Die Vereine entschlossen sich dann, die Partie abzusagen.

Es gibt für alle 81 Drittliga-Spielorte in Deutschland keine einheitliche Regelung, unter welchen Bedingungen gespielt wird. Laut Spielleiter Tiemann sind die jeweiligen behördlichen Auflagen und gegebenenfalls zusätzlich die Wünsche des Heimvereins für die Durchführung eines Spiels maßgeblich. „Ahlen hat die Vorgabe, dass ein Test gemacht werden muss“, sagte Tiemann. Und so wird es künftig auch in Bremen sein, wie ATSV-Teammanager Thomas Hasselmann mitteilte. Für Montag bekamen die Spieler frei, ab diesem Dienstag steht vor jedem Training für alle in der Halle ein Corona-Test an. Der erkrankte ATSV-Akteur trat derweil seine Quarantäne an, die dem Rest des Teams wegen der Boosterimpfung erspart blieb.

Bericht aus dem Weser Kurier

Veröffentlicht im Weser Kurier am 18.Januar.2022. Geschrieben von Jörg Niemeyer.