Handballer steigen nach spektakulärem 26:22-Heimsieg gegen den TuS Haren in die 3. Liga auf
Bremen. Am Ende war nicht nur „Major Tom“ aus dem gleichnamigen 80er-Jahre-Hit von Peter Schilling, der in der Halle gespielt wurde, völlig losgelöst. Auch die Spieler, der Trainerstab und die Funktionäre des ATSV Habenhausen ließen ihren Emotionen freien Lauf. Durch einen hart umkämpften 26:22 (15:13)-Heimsieg gegen den TuS Haren sicherte sich die Mannschaft von Trainer Matthias Ruckh vorzeitig den Meistertitel in der Handball-Oberliga Nordsee der Männer– und kehrt nach zwei Jahren Abstinenz wieder zurück in sie 3. Liga. „Das ist einfach nur irre“, freute sich der ATSV-Trainer und hatte Mühe, seine Freudentränen zu unterdrücken.
Es hätten allerdings auch Tränen der Erleichterung gewesen sein können, denn die Gäste aus dem Emsland waren keinesfalls gekommen, um lediglich die Rolle der Gratulanten zu übernehmen. Nachdem die Hausherren gut in die Begegnung hineingefunden hatten und nach einem Treffer von ATSV-Torhüter Antonio Berdar früh in Führung lagen (9:3/13. Minute), riss plötzlich der Faden. Vor allen Dingen im Angriff stellte sich mit zunehmender Spieldauer eine Art Blockade ein, selbst hochkarätige Möglichkeiten wie ein Siebenmeter konnten die Habenhauser Jungs nicht mehr in Zählbares ummünzen. „Plötzlich haben die Jungs angefangen, nachzudenken und gemerkt, dass sie heute nicht nur etwas zu gewinnen haben, sondern auch ganz viel verlieren können“, erläuterte Ruckh.
Auf der Gegenseite stellte der TuS Haren eindrucksvoll unter Beweis, dass die Mannschaft von Spielertrainer Martin Giesen nicht nur als Staffage für die Aufstiegsfeier des ATSV Habenhausen dienen wollte. „Wenn der den Ball hat, hast du kaum eine Chance, den zu halten“, konstatierte ATSV-Spielführer Björn Wähmann nach der Schlusssirene erschöpft. Der Kapitän hatte mehrfach mit dem beinahe schon hünenhaften Kreisläufer der Gäste zu tun und lieferte sich so manch harte Scharmützel mit ihm. „Der Aufstieg ist der Lohn für die viele harte Arbeit, die wir in jedem Training und in jedem Spiel geleistet haben“ freute sich Wähmann.
Nicht nur aus Sicht des Spielführers sei das Team nach anfänglichen Schwierigkeiten zu Saisonbeginn immer mehr zu einer echten Einheit zusammengewachsen und habe „von Spiel zu Spiel gelernt, was man für den Aufstieg alles leisten“ müsse. Ins selbe Horn stieß auch ATSV-Abteilungsleiter Oliver Behn: „Ich bin superstolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben. Der Aufstieg hat für uns als Verein einen großen Stellenwert, da wir nun die am höchsten spielende Männermannschaft in Bremen und Umgebung sind.“
Vor knapp 300 enthusiastischen Anhängern präsentierte sich der ATSV bis zu Halbzeit allerdings zunehmend verunsichert. „Wir haben die vielen guten Torchancen einfach nicht so genutzt, wie wir es normalerweise machen“, haderte Matthias Ruckh mit der ungewohnten Schwäche im Abschluss. Ausgerechnet im ersten von drei Matchball-Spielen, schienen die Hausherren die Nerven zu verlieren. „In der Halbzeit habe ich ihnen gesagt, das sie nicht so viel nachdenken sollen, sondern sich einfach für eine ganz starke Saison belohnen sollen“, verriet Teammanager Thomas Hasselmann, der nach Spielende erleichtert die ein oder andere Sektdusche genoss. „Kurz vor der Pause hatte ich allerdings schon Bedenken, dass wir unsere ganzen Planungen für den heutigen Tag über Bord werfen müssten“, räumte Hasselmann ein, „aber dann haben sich die Jungs an ihre Stärken erinnert und vollkommen verdient gewonnen.“
In den kommenden Tagen würden laut Hasselmann nun Gespräche mit weiteren potenziellen Neuzugängen geführt. „Eine wichtige Lehre aus dem Abstieg damals war, dass wir unseren Kader sowohl quantitativ, aber vor allen Dingen qualitativ breiter aufstellen müssen“, führte Hasselmann aus. Derzeit seien noch einige Positionen vakant, verriet der Teammanager, der allerdings noch keine Namen nennen wollte. „Ich bin zum einen davon überzeugt, dass wir noch schlagkräftige Spieler holen werden. Und zum anderen bin ich sicher, dass wir als Aufsteiger in die 3. Liga ganz sicher kein Kandidat sein werden, der sofort wieder absteigen wird.“
Gleichzeitig brach Hasselmann eine Lanze für das „Rückraum-Team“ des ATSV: „Ohne die Unterstützung von unseren zahlreichen Sponsoren und den vielen anderen wichtigen Mitstreitern im Hintergrund wäre beispielsweise ein Transfer, wie der von Lukas Mühlenbruch überhaupt nicht realisierbar gewesen“, betonte Hasselmann.
Auch Jens Schoof, Vizepräsident Spieltechnik des Bremer Handballverbandes (BHV), gratulierte bei der Übergabe des Meisterpokals nicht nur den Spielern und dem Trainerteam der Habenhauser. „Oft wird das Team hinter dem Team leider vergessen“, sagte Schoof, „dabei gebührt auch ihnen ein ganz großes Lob für diesen Erfolg.“ Die Spieler des ATSV hätten ihre Köpfe weder nach dem bitteren Abstieg, noch nach dem verpassten Wiederaufstieg in der vergangenen Spielzeit in den Sand gesteckt, lobte Schoof. „Sie alle haben fest an sich geglaubt“, zeigte er sich beeindruckt, „und sich heute mit dem Meistertitel und dem Aufstieg belohnt.“
ATSV Habenhausen : Berdar (1), Steffens; Brauner, Grieme, Hintke, Meier, Varela, Feller (1), Sibahi (1), F. Schluroff (1), Harting (2), Wähmann (3), Beyer (6), L. Schluroff (11/3).
Geschrieben von Christian Markwort und am 22.04.2024 im Weser-Kurier Veröffentlicht.
Foto: Nils Conrad