Der Linksaußen des ATSV Habenhausen steht mit einem Kempa-Trick in der Auswahl zum Amateurtor des Monats

Bremen. Nur noch wenige Sekunden waren im Topspiel in der Handball-Oberliga Nordsee der Männer zwischen dem ATSV Habenhausen und dem TV Cloppenburg in der ersten Halbzeit zu spielen, als die ohnehin schon ausgelassene Stimmung ihren nächsten Höhepunkt erreichte: Gerade hatte ATSV-Torhüter David Ferreira einen Wurf der Gäste pariert, als Linksaußen Luc Schluroff in Richtung gegnerisches Gehäuse startete. „Ich bin von einem schnellen Tempogegenstoß ausgegangen“, erklärt der 23-Jährige, dem dann allerdings etwas äußerst Ungewöhnliches gelang. Ferreira holte aus und warf den Ball quer über das gesamte Spielfeld, Schluroff antizipierte geistesgegenwärtig, fing den Ball im Kreis der Gäste, drehte sich noch in der Luft um die eigene Achse und verwandelte den sogenannten Kempa-Trick zur Freude von Mitspielern und Fans. „Zuerst habe ich noch gedacht, der Ball fliegt an die Hallendecke, weil David den Ball sehr hoch geworfen hatte“, erinnert sich Schluroff an die Entstehung seines Traumtors. „Doch dann war ich einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle.“

Am Ende rückte sogar der knappe 26:24-Erfolg des ATSV Habenhausen nur noch in den Hintergrund, selbst der erfahrene ATSV-Trainer Matthias Ruckh war noch nie Augenzeuge eines solchen Traumtors gewesen, versicherte er. „Normalerweise spielt ein Außenspieler den Ball durch den Kreis zum anderen Außenspieler“, sagte Ruckh, „aber dass ein Torwart so einen Pass quer durch die ganze Halle spielt, habe ich noch nie erlebt.“

Im Training würde dieser Torwurf üblicherweise nicht explizit einstudiert, erläutert Ruckh, „der eigentliche Trainingsinhalt ist dort der normale Pass für einen Tempogegenstoß“. Allerdings könne daraus auch das Gefühl für einen Pass entstehen, an dessen Ende eben ein Traumtor entstehe, wie es nun Luc Schluroff gelang.

Für den ATSV Habenhausen bedeutet die Nominierung für die Auswahl zum Amateurtor des Monats September jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit, über die verschieden Kanäle in den sozialen Netzwerken erreicht das Tor bereits jede Menge „Klicks“. Für den Trainer sei das zwar ein schöner Nebeneffekt, betonte Matthias Ruckh, „am Ende geht es aber um Luc und sein Traumtor“. Der Torschütze hatte über seinen Coach von der Nominierung erfahren und fiel aus allen Wolken. „Matthias hatte mir den Link zu der Internetseite von ‚handballnet‘ geschickt“, sagt Schluroff, „über die Nominierung habe ich mich natürlich sehr gefreut.“ Sofort habe er bei Familie und Freunden „Wahlkampf“ betrieben, erzählt Schluroff, der sich trotz der starken Konkurrenz einige Chancen ausrechne. „Die anderen Tore sind auch super“, meint er, „aber ein Kempa-Trick auf Pass von einem Torhüter ist schon außergewöhnlich.“

Auch Matthias Ruckh drückt seinem Linksaußen die Daumen und betont, „dass ich sehr stolz darauf bin, dass meine Spieler körperlich und technisch in der Lage sind, so etwas umzusetzen“. Allerdings wissen beide, „dass so ein Tor selbst im Training höchstens einmal bei zehn Versuchen gelingt“, sagt Schluroff. Ruckh versichert, „dass das jetzt sicherlich keine Regel in unserem Spiel wird“. Nun warten die „Habenhauser Jungs“ mit Spannung auf die Entscheidung, die in den kommenden Tagen fällt.

Geschrieben von Christian Markwort. Veröffentlicht am 19.10.23 im Weser Kurier.