Verletzungspech beim ATSV Habenhausen

Die Habenhausener Handballer haben es geschafft. Sie haben im Ligapokal für Drittligisten Reinickendorf II mit 29:24 besiegt – und einen Platz im DHB-Pokal erkämpft.

Als die Schlusssirene ertönte, ließen sie die Köpfe hängen. Vielleicht, weil diese Saison so schlauchend und vor allem mental so fordernd war. Aber das dauerte nur ein paar Sekunden. Dann umarmten sie sich, bildeten einen Kreis und hüpften vor Freude. Wozu es auch allen Grund gab: Die Handballer der ATSV Habenhausen hatten die zweite Mannschaft des Bundesligisten Reinickendorfer Füchse mit 29:24 besiegt. Heißt: Sie sind damit Zweiter geworden in der Gruppe Nord des Ligapokals für Drittligisten, sie haben sich einen Platz in der ersten Runde des DHB-Pokals gesichert.

Einmal traf er selbst, vor allem stabilisierte er die Abwehr: ATSV-Kapitän Bjaörn Wähmann

Mit den Pokalspielen soll am letzten August-Wochenende die Handball-Saison 2021/22 beginnen. Wie genau der Modus sein wird, steht noch nicht genau fest. Fest steht laut ATSV-Trainer Matthias Ruckh aber, dass sein Team gegen einen Erst- oder einen Zweitligisten antreten wird. Man braucht kein Hellseher zu sein, um richtig zu tippen: Na klar, Ruckh würde sich den THW Kiel als Gegner wünschen. „Da spielen so viele Stars mit, das wäre super.“ Auch wenn es nicht Kiel, Flensburg oder ein anderes Schwergewicht aus Liga eins werden würde, will Habenhausen für den Pokal in die ÖVB-Arena oder zumindest Halle 7 ziehen. „Wir wollen das als Bühne für uns nutzen“, sagt Matthias Ruckh. 

Sie haben sich diese Bühne verdient, das sollte man wohl behaupten dürfen. Die zerfaserte und lange unterbrochene Saison 2020/21 hatten Trainer, Management und erst recht die Spieler vor eine vor allem mentale Herausforderung gestellt. Gefühlt habe man drei Vorbereitungen in einer Spielzeit absolviert, sagt Ruckh. Er sei sehr froh, dass der DHB mit dem Instrument Ligapokal eine Wettkampfmöglichkeit für seine Handballer geschaffen habe. Für Jungs, die ähnlich viel wie Spitzensportler investieren, aber nicht spitzenmäßig verdienen.“Sie ackern den ganzen Tag auf Arbeit, und dann kommen sie noch in die Halle und schuften hier“, sagt der Trainer. Es sei ein gutes Gefühl, jetzt mit dem letzten Spiel der Ligapokal-Runde mit sieben Teams etwas Greifbares in der Hand und irgendwie ja doch eine Saison zum Abschluss gebracht zu haben. Das gebe in gewisser Weise eine Struktur und auch eine Motivation für den professionellen Aufwand bei amateurmäßiger Entlohnung.

Im Spiel gegen Reinickendorf, für das aus organisatorischen Gründen das Heimrecht von Berlin nach Bremen gewechselt war, hatte das ATSV-Team bereits nach einer Viertelstunde einen Fünf-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Vor allem Bjarne Budelmann peilte immer wieder das Berliner Tor an und steuerte die Hälfte der Bremer Treffer zur 10:5-Führung bei. Der Vorsprung wurde dann mal ein bisschen kleiner, mal ein bisschen größer als fünf Tore, er schwankte etwas, aber im Schnitt blieb es bis zum Schluss bei diesen fünf Toren. Garanten für diesen Erfolg waren aus Sicht von Matthias Ruckh neben dem überragenden Bjarne Budelmann, der für insgesamt zehn und damit mehr als ein Drittel aller ATSV-Treffer sorgte, vor allem auch Kapitän Björn Wähmann und Torwart Daniel Sommerfeld.

Björn Wähmann gab der Defensive den erforderlichen Halt. Daniel Sommerfeld hielt eine Menge von jenen Berliner Würfen, die dennoch durchkamen. Gleich 13 Paraden verhinderten Füchse-Treffer, auch ein gehaltener Siebenmeter-Wurf war dabei. „Einfach eine überragende Quote“, lobte Matthias Ruckh. Er erwähnte zudem auch Rückraum-Spieler Martin Vulic, auch dessen Leistung habe ihm gut gefallen.

Für die Habenhausener Handballer folgt nach der stressigen Saison mit wenig Wettkämpfen und viel Ungewissheit jetzt eine Erholungsphase von fünf Wochen, in denen sie individuelle Fitness-Pläne mitbekommen. Am Wochenende 26./27. Juni will sie Matthias Ruckh dann zur Vorbereitung auf die neue Saison begrüßen. Womöglich wird dann auch ein neuer Rückraum-Spieler dabei sein, den der ATSV in den kommenden Tagen noch verpflichten will. „Dann“, sagt Matthias Ruckh, „mache auch ich mal zwei Wochen Handball-Pause.“ Handball-Pause mit der Aussicht, sich bald auf ein Handball-Highlight vorbereiten zu können.

Spielbericht aus dem Weser Kurier

Veröffentlicht im Weser Kurier am 24.Mai.2021. Geschrieben von Olaf Dorow.