ATSV Habenhausen holt Verstärkung aus Skandinavien

Vor dem entscheidenden Pokalspiel an diesem Sonntag gegen die Füchse Berlin II präsentiert der Handball-Drittligist mit Julian Kragensteen und Mads Roed vielversprechende Neuzugänge für die kommende Saison.

Die Handballer des ATSV Habenhausen basteln weiter an einer schlagkräftigen Mannschaft für die Zukunft. Bevor der Drittligist an diesem Sonntag ab 16 Uhr gegen die Füchse Berlin II um den Einzug in den DHB-Pokalwettbewerb 2021/22 kämpft, vermeldet er zwei hochkarätige Zugänge für die neue Saison. Der Däne Mads Roed und Julian Kragensteen von den Färöer-Inseln können im entscheidenden Spiel zwar noch nicht mitwirken, bekämen mit dem Einsatz im DHB-Pokal im Sommer aber eine fantastische Bühne für ihr Debüt.

„Das sind zwei echte Kracher“, sagt Habenhausens Teammanager Thomas Hasselmann und freut sich riesig über die beiden Neuen, „mit ihnen haben wir uns nicht nur verstärkt, sondern gleich auch noch verjüngt.“ Roed ist erst 19, Kragensteen 21. „Wir waren sofort von Julian überzeugt“, sagt Trainer Matthias Ruckh. Er hatte den Nationalspieler der Färöer-Inseln zunächst im Video und dann im einwöchigen Probetraining eingehend studiert. Kragensteen spielt im Angriff auf halblinks, ist sehr abwehrstark und zudem dynamisch. Mit dem 21-Jährigen machen die Habenhauser gleich eine neue Erfahrung. „Wir sind vertraglich verpflichtet, den Nationalspieler für seinen Verband abzustellen“, sagt Thomas Hasselmann. Deshalb wird der Neue im Juli wohl auch erst ein paar Tage nach Vertragsbeginn am Monatsersten zur Mannschaft stoßen.

Ein Novum stellt auch die Verpflichtung von Mads Roed da. Der Däne kommt im „Doppelpack“ mit seiner Freundin Ida Östergaard nach Bremen, die künftig beim SV Werder im Tor stehen wird. Eine Konstellation, die wohl entscheidend darauf zurückzuführen ist, dass beide die gleiche Beraterin haben. „Fürs Probetraining und die Unterbringung haben wir uns da gut mit Werder abstimmen können“, sagt Hasselmann. Und gepasst hat es bei beiden Vereinen dann ja auch noch. Linkshänder Roed kommt von der Akademie in Skanderborg und ist für Matthias Ruckh die perfekte Ergänzung zu Rechtsaußen Felix Meier. „Sie sind als Spielertypen ganz unterschiedlich und werden eine gute Kombination bilden“, sagt der Coach.

Ein Mann für den linken Rückraum und für die Zukunft: Julian Kragensteen zwischen Trainer Matthias Ruckh (links) und Teammanager Thomas Hasselmann.

Damit hat der ATSV seine Kaderplanung weitgehend abgeschlossen. Die Klubverantwortlichen sind allerdings noch im Gespräch mit einem Rückraummann für die rechte Seite. Sollte auch er kommen – Ruckh: „Grundsätzlich sind wir uns über alles einig geworden.“ –, würden die Bremer mit einem 18-köpfigen Aufgebot in die Saison gehen, sonst werde es bei 17 bleiben. Entschieden haben die Verantwortlichen auch, wer aus dem bisherigen Team weichen muss. Bjarne Ruthke, Torwart Jannik Wessels (beide in die zweite Mannschaft), Torwart Rafat Grzybowski und Tim Steghofer scheiden aus. Zudem haben Ruckh und Etienne Steffens abgesprochen, dass der 20-Jährige an einen Oberligisten ausgeliehen werden soll, um dort Spielpraxis zu sammeln. Aber der Trainer räumt dem Kreisläufer langfristig durchaus Chancen beim ATSV ein. Ein Fragezeichen steht noch hinter Torwart René Steffens, der Anfang des Jahres an der Bandscheibe operiert wurde. Sollte er in den Leistungssport zurückkehren, wäre er auf seiner Position die Nummer drei.

„Gefühlt ist der neue Kader stärker als der im Vorjahr“, sagt Matthias Ruckh, „wenn alles gut funktionieren sollte, könnte ein einstelliger Tabellenplatz für uns drin sein.“ Doch weil die Saison 2020/21 wegen Corona eigentlich keine war und seine Mannschaft folglich immer noch vor ihrer ersten richtigen Spielzeit in der 3. Liga steht, ist der Coach mit einer Prognose vorsichtig. „Erklärtes Ziel wird erneut der Klassenerhalt sein“, sagt der 39-Jährige. Das sollte mit den mindestens doppelt und gut besetzten Spielerpositionen kein Problem werden, zumal die Bremer schon in den ersten fünf Partien des Vorjahrs bei drei Erfolgen ihre Qualität bewiesen hatten.

Speziell im Rückraum werden die Habenhauser künftig schwer auszurechnen sein. Alle drei Positionen sind sogar dreifach besetzt – auf links mit Lukas Feller, Mirco Wähmann und Julian Kragensteen, in der Mitte mit Janik Schluroff, Bjarne Budelmann und Dennis Summa sowie auf rechts mit Björn Wähmann, Martin Vulic und Fabian Rojahn. Auf Linksaußen agieren Luc Schluroff und Mirko Ahrens, auf Rechtsaußen Felix Meier und Mads Roed, am Kreis Marcel Fischer und Lino Hintke sowie im Tor Daniel Sommerfeld und Antonio Berdar.

An diesem Sonntag jedoch muss die bisherige Truppe den Pokaleinzug perfekt machen. Das wird schwer genug, denn mit Summa, Mirco Wähmann und Feller fallen drei Akteure mit Sicherheit aus. Bei Björn Wähmann und Rojahn ist der Einsatz wegen ihrer Verletzungen fraglich. Nur mit einem Sieg kann der ATSV Habenhausen den aktuellen Tabellendritten TSV Altenholz noch überholen. Das ist notwendig, um einen der beiden Pokalplätze zu erreichen.

Die Füchse Berlin liegen zwar derzeit auf Rang zwei, dürfen als zweites Team eines Vereins aber nicht am nationalen Wettbewerb teilnehmen. Da die Berliner an diesem Wochenende mit dem Final Four im EHF-Pokal und dem Halbfinale der deutschen Meisterschaft der A-Jugend gleich zwei wichtige Veranstaltungen besetzen müssen, werden der zweiten Mannschaft vermutlich einige starke Spieler fehlen. Matthias Ruckh ist das aber egal. „Wir sind jetzt nur noch einen Sieg vom DHB-Pokal in der ÖVB-Arena entfernt“, sagt er – das Ziel ist also klar.

Zur Sache

Erinnerungen an 2019

Die Erinnerung ist auch nach knapp zwei Jahren noch frisch: Im August 2019 stand der ATSV Habenhausen erstmals im DHB-Pokal. Der damalige Oberligist hatte sich mit dem Sieg im deutschen Amateur-Pokal seine Teilnahme gesichert und traf in der ÖVB-Arena auf den Erstligisten TSV Hannover-Burgdorf. 1067 Zuschauer staunten nicht schlecht, wie der Außenseiter dem drei Klassen höher angesiedelten Favoriten das Leben schwer machte. Zur Pause hieß es nur 14:17 aus Sicht der Bremer, am Ende 25:42. Ein überaus achtbares Ergebnis gegen das damalige Team von Nationalspieler Timo Kastening, der mit zehn Toren bester Werfer der Partie war.

Spielbericht aus dem Weser Kurier

Veröffentlicht im Weser Kurier am 22.Mai.2021. Geschrieben von Jörg Niemeyer.